Andy am 17.10.2008

Wow, was für ein Trip! Mittlerweile ist er zwar schon gut eine Woche her, aber die Erlebnisse waren einfach überragend, so dass es sich durchaus lohnt, hier darüber zu berichten.

In Peru ist der 08. Oktober ein Feiertag und gleichzeitig fand im peruanischen Hochland eine pro Jahr einmalige Aktion der einheimischen Bevölkerung statt: Chacu de Vicuñas! Hierbei werden diese lustig anzusehenden Verwandten der Lamas durch die gesamte Dorfbevölkerung zusammengetrieben, geschoren und symbolisch für die Vermehrung verheiratet. Aber von vorne…

Wir entschieden uns also, Mittwoch in aller Frühe aufzubrechen, vergaßen aber, dass am Abend zuvor unsere Piscotheca des Büros angesetzt war. Zur Einweihung und zum gemütlichen Zusammensein gab es am Dienstag abend Peru’s typischen Pisco Sour, welcher ordentlich ins Blut geht 🙂 ! Also ein Glas und ab ins Bett, so der Plan – klappte auch ganz gut: nach 2 Pisco Sour war ich dann halb zwölf im Bett. Na gut.

Nach kurzer Ruhephase gings um 2.30 Uhr morgens los. Aufgrund der peruanischen Pünktlichkeit starteten wir dann auch gegen kurz vor Vier unsere Tour. Auf gings mit Jeep und Kleinbus mit insgesamt 11 Leuten Kirche in Tiscoauf nach Cota-Cota, ein kleines Dorf im Hochland Perus. Nach guten 6 Stunden hatten wir es dann auch fast geschafft, nachdem wir die Serpentinen aus Schotter und Sand hinter uns gelassen hatten. Leider blieb auch das gute Wetter in Arequipa, was sich später noch negativ auswirken sollte. Erstmal genossen wir die Landschaft und den wunderschönen Sonnenaufgang unterwegs, der vom nächsten Highlight wenig später abgelöst wurde. Wir überquerten auf dem Weg nach Cota-Cota einen Pass auf 5000 Metern und dort dann das unfassbare: tatsächlich lag dort Schnee und nicht wenig. Unglaublich, nachdem ich nun schon ca. 2 Monate hier bin und es wirklich jeden Tag Sonnenschein pur mit blauem Himmel gab…

Als wir dann endlich am Ziel ankamen, fehlten 2 Dinge: die Dorfbevölkerung und Sauerstoff. Auf 4.800 gelegen, merkt man als Flachlandtiroler schon deutlich, wenn die Luft knapp wird. Und die Einwohner waren schon weitere 100 Höhenmeter hinaufgegangen, um die Jagd auf die Vicuñas zu starten. Leider startete an diesem Tag nichts mehr, denn das schlechte Wetter verhinderte jegliche Bemühungen, das Ritual trotzdem durchzuführen. Aber zum Glück geht es hier recht locker zu, und so wurde das ganze einfach auf den nächsten Tag verlegt. Und da wir uns den Donnerstag ebenfalls freigenommen hatten, war es auch für uns ok.

Auf dem Weg zurück zum Dort spürte ich dann schon die ersten Anzeichen: Kopfschmerzen, typisches Zeichen der Höhenkrankheit. Ich hatte mich eigentlich stärker eingeschätzt, aber am Nachmittag hatte es mich dann doch erwischt und musste mich dann von der extra veranstalteten Dorffeier, bei der die Kinder extra Tänze für und mit uns aufführten, frühzeitig verabschieden. Am Abend gabs wohl nochmal Pisco, hab ich gehört…

Also auf ins Bett, dachte ich, ging also in die Schule in der extra für uns Betten bereitgestellt wurden und wusste, dass dies eine harte Nacht werden würde. Ich bin eigentlich dafür bekannt, wenig bis gar nich zu frieren, vor allem nicht nachts. Aber in dieser Höhe ist es einfach Sch….e kalt, und wenn ich das sage, will das schon was heißen. Ich war zwar auch angeschlagen, aber ich habe vorher noch nie (!!!) mit Mütze, Pullover und Hose schlafen müssen, und das in drei Decken und Schlafsack eingehüllt. Krasse Erfahrung kann ich euch sagen!

Am nächsten Tag hatte sich mein Körper dann an die Höhe gewöhnt, und so konnte ich mich auch auf das große Event freuen. Frühstück um halb sechs fand ich zwar etwas übertrieben, aber was macht man nich alles. Wieder rauf auf den Berg und die Aussicht entschädigte für alles. Hätte ich nicht gewußt, dass Herr der Ringe in Neuseeland gedreht wurde, ich hätte gedacht ich bin in Mittelerde. Unbeschreiblich…

Chacu, chachu!!!“

Nach einer kurzen rituellen Zeremonie, bei der Vicuña-Fett Das bin ich, also links!!und Schnaps vermischt und gesegnet wurde, gings los. Natürlich waren wir wieder die letzten. Mit Leinen und bunten Strippen wurden die Tiere, ca. 240, immer weiter zusammengetrieben. Und die sind schnell. Man glaubt es kaum, aber die können ordentlich rennen, genauso wie die Kinder und älteren Frauen und Männer. Also Sportler kam ich mir schon etwas schwach denen gegenüber vor, aber ich schieb das mal auf die Höhe. Nach einem 200-Meter-Bergauf-Sprint dachte ich auf jeden Fall, ich schwebe, denn ich war komplett am Ende!

Die Tiere taten mir etwas leid, konnte man doch die Angst in ihren Augen sehen. Doch für die Bevölkerung ist dies ein wichtiges Ereignis. Einmal im Jahr werden die Herden zusammengetrieben und in einem Ritual zwei Tiere „verheiratet“. Dies soll den Bestand für das nächste Jahr sichern und vergrößern. Dabei wird ein wenig Blut von den Tieren gesegnet und jedem ins Gesicht geschmiert. Das führt angeblich auch bei Menschen zu größerem Nachwuchs … 🙂

Anschließend wurden die Vicuñas geschoren und nackt wieder laufen gelassen… Dann sehen sie wirklich häßlich aus. Wir blieben noch ein bischen und machten uns gegen Mittag wieder auf den Heimweg. Dabei ging es durch den berühmten Colca-Canyon, der die zweittiefste Schlucht der Welt beherbergt. Das werde ich dann hoffentlich auch nochmal erkunden, wenn ich dafür Zeit habe.

Die Busfahrt war jedenfalls echt unangenehm, das das nächste Phänomen machte auch mir zu schaffen: Die Größe der Peruaner. Anscheinend wird der Durschnittsperuaner nur ca. 1.50m und dementsprechend sind auch die Sitze ausgelegt. Sogar für mich war das zu eng. Aber auch das überlebt man und mit etwas Glück kamen wir am Abend wieder zu Hause an.

10 Antworten auf “Chacu de Vicuñas”

  1. Das mit der Größe legt sich mit dem Alter keine Angst, kleiner werden wir alle.
    Echt starke Fotos wieder einmal, ich bin echt neidisch…

    schick schick und weiter so 🙂

    p.s. der peruaner auf foto 19 ist wirklich sehr sehr klein…

  2. Der ist ja auch noch nich ausgewachsen 🙂

    Aber er tat mir schon leid, wenn man bedenkt, dass die Kinder alle keine festen Schuhe habe und in Sandalen rumlaufen müssen bei diesen Temperaturen…
    Fast alle haben durch die Sonne total schrumplige Haut an den Händen, Füßen und im Gesicht, und teilweise starke Verbrennungen. Nich schön…

  3. Raimund & Argid
    20.10.2008

    Hey Andy,
    mit Begeisterung lesen wir Deine Berichte und betrachten voller Fernweh die wunderschönen Bilder.
    Der nicht vorhandene Platz in den Bussen ist auch für uns immer eine Herausforderung.
    Na dann weiter spannende Begegnungen und schöne Aussichten!

  4. Thomas C
    21.10.2008

    Moin Moin,

    Andy, ich denke mal, dass die Lokalitaet fuer das zukuenftige Trainingslager somit geklaert waere 😉

    Hut ab vor euren Aktivitaetsdrang!

    Gruss
    Thomas

  5. Hi Andy!

    auch ich lese stets begeistert Deine Berichte! Da sind ne Menge toller Impressionen dabei! Mein Favourite aber bisher ist das Foto vor dem Vicuñas-Zaun! Sehr schön. So uninsperiert habe ich Dich selbst nach Antrittsübungen auf dem Kunstrasen noch nicht gesehen…

    …nicht, dass Du als eigenblutgedoptes Konditionswunder wiederkommst!
    Sonst muss ich noch die NADA anrufen 😉

    Halt die Ohren steif!
    Gruß T.O.M.

  6. Hey Andy altes Gemäuer..

    .. geile Action und geile Fotos muss ich sagen… Dann bleibst wenigsten in Form da.. ;)..
    ..wie fühlt man sich eigentlich als einer von den größten da? :P.. da müssen doch die frauen drauf stehen oder was…

    …halt dich wuchtig…
    Atze

  7. Martin B
    25.10.2008

    Hi andy,
    sehr schoener Bericht. Und schoene Bilder. Schrumplige Menschen? Haha. na denn ma wieder runter vom Berg sonst schrumpelste mit…
    Ich hoffe du hast wenigstens mal versucht so ein Viech zu reiten?! Das fetzt bestimmt.
    Viel Spaß noch, drueben

  8. Hi Andy! Bin am blog-stoebern, sehr schoener Bericht 🙂 Sollte ich aber keine copyright-Rechte fuer einige fotos bekommen 😉 ? lol
    LG – Vero

  9. Por supuesto, Vero!! Aber hoffentlich verklagst du mich jetz nich 🙁 Im nächsten Bericht werde ich dich dann lobend erwähnen, vielleicht bei der Nikolausparty am Strand…?!?

  10. Chacu chacu…. stimmt, das war ja wirklich schön kalt da oben aber auf jeden Fall es hat sich total gelohnt. Zum Glück haben wir jetzt auch die DVD.
    Y quien tomó esa linda foto donde sales con la Alpaca??

    Gracias Verito por la invitación!