Andy am 29.10.2008

Auch wenn Eigenlob stinkt – heute muss ich mir selbst mal aufgrund meiner außergewöhnlichen Leistungsbereitschaft und mentalen Stärke ein großes Kompliment machen. Ich habe den Colca-Cañon überlebt 🙂

Cruz del Condor

Cruz del Condor

An dieser Stelle ein kurzer Einwurf, um euch zu beruhigen. Leider kommt es hier aufgrund schlechter Strassenverhältnisse und Buszuständen zu vielen Verkehrsunfällen. Am Wochenende war auch eine deutsche Touristin unter den Opfern eines Busunglückes, was diese Umstände dann zwangsläufig auch in die deutschen Medien und bis in die Tagesschau gebracht haben.

Aber ich war nicht dabei, also keine Panik. Ich kann zwar nix versprechen, aber ich versuche immer  möglichst gute und sichere Busunternehmen für meine Ausflüge auszusuchen. Dass natürlich immmer was passieren kann ist klar und dessen bin ich mir auch bewußt – ändern kann ich es aber auch nicht!

OK, nun also zum eigentlichen Teil meiner Heroen-Geschichte, meinem Wochenende im Colca-Cañon, dem tiefsten zweit-tiefsten Cañon. Am Freitag stand noch der Geburtstag meiner „Chefin“ auf dem Plan, sie wurde 29, und deshalb gings also mit selbstgemachten Muffins auf zu einer kleinen Party bei ihr. Ich weiß nicht, ob ich wirklich beschreiben sollte, wie wir Muffins gebacken haben, aber ich nehme die Gefahr von schallendem Gelächter mal in Kauf.

Das sind doch mal Muffins

Das sind doch mal Muffins

Leider fehlen in Peru die wichtigsten Zutaten um Muffins zu backen: Backpulver und Muffins-Förmchen. Also wurde am Abend zuvor improvisiert und stattdessen Mehl, welches Backpulver bereits enthält, genommen. Die Mengenangaben verschieben sich dementsprechend, leider wußten wir nicht so genau in welche Richtung.
Egal, schon stand das nächste Problem auf dem Plan: ohne Formen keine Muffins. Also haben wir im Supermarkt gesucht und gesucht und nix gefunden. Lediglich „Kaffeefilter“ konnten wir für unsere Zwecke gebrauchen. Diese sehen hier so ähnlich aus und so gingen wir frohen Mutes ans Werk. Leider war es um die Stabilität derselben nicht so gut bestellt, wodurch sich die unförmigen WartenErgebnisse am Ende erklären lassen. Und zu allem Überfluss besitzen Kaffeefilter auch keine Anti-Haft-Beschichtung :-(, was sich später noch rächen sollte.
Aufgrund der Größe saßen wir ca. 1 Stunde vor dem Fernseher Ofen um den Muffins beim Schwitzen zuzuschauen. Nicht schön, aber lecker, dachten wir uns und gingen erschöft ins Bett. Leider verwandelten sich die Muffins über Nacht in große Kekse, was die Trennung von den Kaffeefilter deutlich erschwerte.
Alles in allem hat sich Sarah, unsere Büroleiterin, trotzdem gefreut und von daher war es die Erfahrung auch wert.

Ihrer Party konnten wir dann am Freitag abend nur bis um 12 beiwohnen, denn unser Bus Richtung Colca ging schon um 1 Uhr nachts los. Also ohne Schlaf direkt hinein ins Abenteuer.
Die Fahrt war natürlich wie nicht anders zu erwarten ungemein schlafarm, aufgrund Schotterpisten und fehlender Stoßdämpfer. Gut durchgeschüttelt erreichten wir den Ort Cabanaconde, wo wir uns gegen 7 Uhr erstmal ein kleines Frühstückchen könnten. Anschließend ging es wieder per Bus ein Stück zurück zum Cruz del Condor, meinem eigentlich geplanten Ziel dieses Wochenendes. Dort angekommen, hätte man meinen können, dass man hier zum Touristen-Anschauen anstatt zum Beoabachten der Kondore gekommen ist. An diesem Vormittag gab es leider keine Kondore zu besichtigen und so drohte meine Erwartung schon in Enttäuschung zu kippen. Doch am frühen Nachmittag hatten wir dann doch noch Glück und konnten zwei riesige Examplare bewundern. Die sind echt gigantisch, leider konnte ich kein Foto mit mir im Vergleich machen 🙂

Von dort ging es dann auf direkt hinein in den Canon. Von 3.500 Metern hinab in die Schlucht auf ca. 2.300 Metern. Dafür brauchten wir ca. 4 Stunden, und bergab auf Schotterwegen ist echt anstrengend, meine Kniee
schmerzen noch um die Wette. Dafür entschädigt der Ausblick ein ums andere Mal und mit unserem Ziel,
der Oase im Tal vor Augen gingen wir frohen Mutes voran. Unten angekommen mussten wir dann erfahren, dass wir gerade einmal die Hälfte des Weges hinter uns hatten und der Rest auf der anderen Flußseite und bergauf noch einmal 4 Stunden dauern würde. Da es schon halb 4 war und es gegen halb 7 dunkel werden würde, machten wir uns schon ein bischen sorgen. Wir sprengten unsere „Grupo 5“, denn Alban und Alivey waren für heute mit ihren Kräften am Ende. Bianca, Esther und ich wollten aber unbedingt die Oase erreichen und so machten wir uns mit flottem Schritt auf den Weg. Nach ca. 2 Stunden hatten wir es dann tatsächlich geschafft und die Oase vor Augen. Unglaublich erleichtert ließen wir uns dort mit den letzten Sonnenstrahlen nieder und trauten unseren Augen kaum. Hier gab es weder Licht noch Elektrizität, dafür einen wunderschönen Pool und eine Pflanzenwelt wie aus einem Märchen. Ein kleines Paradies, was der Besitzer allerdings auch wußte und sich deshalb bezahlen lies. Im Vergleich vielleicht nicht superteuer, aber für ein Wasser, was sonst 1 Sol kostet, verlangte er gleich mal 4 Soles. So macht man Gewinn.

Aber egal, da die Unterkunft wiederum auch nur 5 Soles kostete, das Abendbrot 10 und das Frühstück 5, war ich noch gut dabei! Am Abend bin ich dann auch nur mal kurz in den Pool, was eine super Erfrischung war und praktisch, um den ganzen Staub loszuwerden. Schon da spürte ich, dass meine Beine ordentlich maltretiert worden waren.

Auf gehts, ab gehts, drei Tage wach…

Am nächsten Morgen machten wir uns nach sehr einfachem Frühstück mit zwei neuen Weggenossen auf den Weg. Sarah, eine Engländerin und Laurent, ein Kanadier, begleiteten uns auf dem Weg hinauf nach Cabanaconde. Wir brachen erst gegen halb 10 auf, so dass wir die Sonne in vollen Zügen geniessen konnten :-(, und schon nach einigen Metern musste Bianca abreißen lassen. Zum Glück gab es auf diesem Weg Esel, mit denen man hinauf reiten konnte. So machten sich Esther und Bianca per Lasttier auf den Weg, während ich bereits mit Sarah vorausgeeilt war. Zu zweit hatten wir ein erstaunliches Tempo für uns gefunden, welches nur durch kurze Stops unterbrochen wurde. Der „Pfad“ war teilweise echt krass und kein Trekking, sondern eher klettern gewesen. Ich weiß nicht, wie die anderen beiden es mit den Eseln da hinauf geschafft haben. Denn die Wege waren an manchen Stellen sehr schmal und dies war auch ein Grund, neben meinem eisernen Willen, später auch mal den Misti zu erklimmen, keinen Esel zu nehmen.
In der unglaublichen Zeit von 1:53 Uhr sind wir jedenfalls völlig fertig aber überglücklich oben angekommen. Ich weiß nicht wie, aber wenn man so im „Klettern“ drin ist, geht es irgendwann von alleine. Kurz nach uns kamen auch die beiden Esel und so konnten wir uns noch zum Mittag stärken, bevor es erneut auf die gemütliche Busfahrt zurück nach Arequipa ging.

Den super Ausblick und die Bilder dieses Wochenende haben zwar den Aufwand belohnt, doch die Schmerzen werden wohl die Woche noch andauern. Ich selbst hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend werden würde, aber selbst auf dieser Höhe von ca. 3000 Metern merkt man doch die dünne Luft. Ich hoffe dass ich Ende November soweit fit bin, um dann endlich das große Ziel, den Vulkan Misti, in Angriff zu nehmen. Dass dieser weitere 3000 Meter höher ist, stellt allerdings eine umso größere Herausforderung für mich da.

Es bleibt also abzuwarten, ob sich diese Trainingseinheit 🙂 bereits dann erfolgreich bemerkbar machen wird…

4 Antworten auf “Cruz del Condor”

  1. Joa, nicht schlecht!
    Dass nach über 1000 Höhenmeter bergab die Füße weh tun, kann ich mir gut vorstellen. Wünsche auf jeden Fall gutes Gelingen für den nächsten Trip…

  2. Seit ihr von der Oase direkt hochgestiegen nach Cabanaconde? Respekt, mir hatte der Weg abwärts schon gereicht! 😉

    Und ich empfand die Misti-Besteigung im übrigen als ähnlich anstrengend wie das Trekking im Colca, also du bist auf einen sehr guten Weg! Beim Misti kommt eben nur der psychologische Faktor hinzu Samstag abend bei -5 Grad Celcius neidisch auf das Party-Leben von Arequipa hinabzublicken. Go for it! 😀

  3. sehr geiles foto im bus – ich mag die perspektive mit dem halben andy der etwas komisch guckt als wäre er nicht sicher ob auf dem foto ist 🙂

  4. @Ulf: Ja, am Samstag vom Cruz del Condor runter, dann unten 2 Stunden zur Oase, und Sonntag dann halt direkt hoch nach Cabanaconde…

    @Volker: Ich wollte eigentlich den überfüllten Bus einfangen, aber mir wurde ständig so ein Kind auf dem Rücken vors Gesicht gehalten, so dass ich es nicht besser drauf bekommen habe.
    Auf jeden Fall war der Gang total überfüllt und die Leute standen da echt geschlagene 6 Stunden und wurden gut durchgeschüttelt.