Andy am 18.02.2009

img_2089Das letzte Wochenende hier in Kolumbien nutzte ich erneut für einen letzten Ausflug, diesmal an die Karibküste im Norden. Ich hatte noch einen freien Tag über, also insgesamt drei Tage, und startete am Freitag abend mal wieder per Lieblingstransportmittel Überlandbus in 13 Stunden von Medellin nach Cartagena.

Cartagena ist mit eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas, deren alte Stadtmauern fast komplett erhalten geblieben sind. Schon bei der Ankunft musste ich erfürchtig die hohen Mauern hinaufblicken und kam aus dem Staunen kaum heraus. Hier war wirklich alles komplett anders, als ich es bisher gekannt hatte. Ein riesiges vorgelagertes Fort schützte die Stadt von der Landseite vor Angriffe, ausgeklügelte Hafeneinfahrten nahmen Angreifer von See ins Kreuzfeuer.

Gleich nach der Ankunft gings auf Hostalsuche, was dank freundlicher Hilfe der einheimischen Bevölkerung schnell gefunden war. Innerhalb der Altsadtmauern gelegen, spazierte ich mit Rucksack durch das Viertel Getsemani, welches als Handwerksviertel bekannt ist. Noch bevor ich das Hostal erreichte, bekam ich schon die erste Überraschung zugerufen: „Are you gay?“ – Ähm, nein!, also einfach weitergehen. Wahrscheinlich war ich durch mein freundliches Lächeln doch irgendwie zu aufdringlich, aber schließlich musste ich ja irgendwie mein Ziel erreichen. Später wurde ich dann von einigen anderen Backpackern als Franzose eingeordnet obwohl ich weder französisch sprach noch mit einem Baguette unterm Arm herumlief. Seltsam…

Nachdem das erste Abenteuer also überstanden war, gings auf zur Stadterkundung. Dabei wollte ich mir natürlich nicht den Stress der Mittagshitze geben und machte mich vormittags auf, einmal die Altstadt auf der Mauer zu umrunden und anschließend der Festung einen Besuch abzustatten, wo ich erneut als Franzose vom Wachtmann begrüßt wurde. Naja, trotz eines nettes Gesprächs musste ich den Eintritt bezahlen, wurde aber mit einer sehr coolen Aussicht belohnt. Leider nur in Richtung Altstadt, denn als ich mich umdrehte, konnte ich bis nach Miami gucken – also zumindest kam es mir so vor, denn die „Neustadt“ Bocagrande besteht ausnahmslos aus modernen Hochhausbauten mit Appartements, die eindeutig nur von Touris und besserverdienenden Kolumbianern bewohnt werden.

Nach der ersten Stadttour machte ich mich dann endlich auf an den Strand um das Karibikfeeling zu genießen. Leider geriet ich wie jeder andere auch in die Meisterschaft der Ramschhändler. Man hat ca. 5 Minuten Zeit, um sich zwischen 2 Händlern zu entspannen. „Masajes“ und Getränke, Schmuck und Tücher, hier geht niemand leer aus. Naja, also schnell ne Sonnenbrille gekauft, in der Hoffnung dass man damit den anderen Händlern entgeht, leider weit gefehlt.
Am Abend dann wollte ich mir dann die Innenstadt anschauen und schlenderte bei gemütlichen 30 Grad durch die engen Gassen. Dabei traf ich auf ein amerikanisches Pärchen, Gret und Sophie, mit denen ich noch ein wenig durch die Strassen auf der Suche nach einem Club zog. Dabei wurden wir auch fündig, leider übersahen wir die uneindeutigen Zeichen und waren im Queen’s gelandet, um bei einem Cuba-Libre zwischen „leichten“ Mädchen zu sitzen. Gut, also schnell ausgetrunken und weitergesucht. War auf jeden Fall ein lustiger Abend…

Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Cartagena in Richtung Playa Blanca, dem wirklichen Karibik-Paradies an der Küste. Per Bus und mit Enrique, einem Portugiesen, den ich im Hostal kennenlernte, ging es Richtung Fähre zum übersetzen auf die Halbinsel. Dort waren wir das erste Mal etwas unvorsichtig und mussten prompt den doppelten Preis für die Überfahrt bezahlen. Naja, dafür gings anschließend per Motorad-Taxi die restlichen Kilometer bis zum Strand in rasanter Fahrt und ohne sämtliche Schutzbekleidung weiter. Und dann waren wir gelandet, völlig verstaubt, aber wie Robinson Crusoe vor dem paradiesischem Strand Paya Blanca. Dort treffen wirklich alle Klischees aufeinander: weißer Strand, türkis-farbenes Wasser und Hängematten zum erholen lassen echt wenig Wünsche offen. Das habe ich dann knapp zwei Tage genossen, bevor es Montag nachmittag wieder zurück nach Cartagena gehen sollte. Mit einem der Touristenboote, die täglich hier anlegen wollte wir eigentlich mitfahren, aber fünf Minuten vor Abfahrt des letzten Bootes machte uns der Fahrer des Bootes ganz trocken klar, das kein Platz mehr war. Da wir aber irgendwie wieder zurück mussten, suchten wir wild am ganzen Strand und wie durch Zufall und mit meinem bisherigen Glück konnten wir eine kleine Yacht ausmachen, die zufällig von deutschen besetzt und unsere Richtung einschlagen wollte. Kurzer Small-Talk und für umsonst gings in der Luxusklasse zurück. Hat auf jeden Fall auch was für sich.
Anschließend nur kurz ins Hostal frisch machen und dann gings erneut für 12 Stunden per Bus zurück nach Medellin, Karibik und Träume hinter mir lassend.

Playa Blanca

Damit geht mein Praktikum nun langsam aber sicher auf die Zielgerade und in knapp 2 Woche werde ich mich von meine Kollegen hier wieder verabschieden müssen. Bis dahin werde ich die restlichen Tagen nochmal in die Tasten hauen und dann endlich mit Jö die Heiligtümer der Inka erkunden können.

3 Antworten auf “Karibikflair im Hair”

  1. das waren wieder echt super fotos! ich glaub ich will lieber in die karibik anstatt zu den inkas! 😉

  2. Marlene
    24.02.2009

    hola andy, war auch am playa blanca. lustig:) da können wir ja ein kleinen fotowettbewerb machen wer das kitschigste geschossen hat… sssss. colombia te quiero.

  3. Oh Mann Andy, ich hoffe dir ist klar, dass bei uns so um die null Grad sind, die meisten mit Erkältung im Bett liegen und deine Reiseerzählungen lesen wie Märchen aus weit entfernten Gegenden und Zeiten. Manchmal denkt man echt der Winter hier ist ewig…
    Aber toll zu wissen das es die Karibik wirklich gibt (sorry, meine Ironie ist kaum zu unterdrücken). Also entführ Jördis lieber dahin 😉
    Sie sitzt schließlich 30h im Flugzeug, um dich zu besuchen… 🙂
    Lasst es euch gut gehen, ihr Beiden und findet den Inkaschatz !!!
    Lg Julia